Das Geldthema

Das Steigerhaus und das Geld

Titelbild Dekonditionierung

Natürlich verbrennen wir hier kein Geld! Doch das Steigerhaus und auch wir benötigen Geld. Gut, wenn das Bild bei Dir kontroverse Gedanken auslöst. Wir möchten damit Deine Aufmerksamkeit für ein kontrovers diskutiertes Thema und unseren Umgang damit gewinnen.


Ein bekanntes Modell

Vorab gilt es grundsätzlich zu verstehen, dass wir zwei Modelle parallel fahren. Eines ist das klassische Modell eines Leistungsaustausches, mit einer eindeutigen Leistungsbeschreibung, für deren Erfüllung Kunden eine Geldzahlung leisten und eine ordentliche Rechnung inkl. MwSt. erhalten. Dies ist bei unseren Seminaren der Fall oder wenn unsere Begleitung, Vorträge, eine Beratung oder ein Coaching gebucht werden. So dies am Steigerhaus stattfindet, steht unsere Kompetenz im Vordergrund. Ort, Übernachtung oder die Verpflegung stellen eine untergeordnete Nebenleistung dar.


Und ein neues Model

Eigentlich ein Buch wert, sind wir um Kürze bemüht, Dir dieses alternative Modell für unsere Gemeinschaftswochen und bestimmte Netzwerktreffen am Steigerhaus vorzustellen.


Wir haben ein großes Privileg

Wir besitzen dieses Anwesen. Welches Geschenk das ist, wissen wir zu schätzen. Gleichzeitig hat es uns Anstrengungen gekostet. Wir besitzen es, weil wir alles, was wir haben, hier hinein investiert haben und weil es große finanzielle Unterstützung aus Jumanas Familie gab. Wir haben heute keine Aktien, keine Bitcoins, keine Sparkonten, keine private Altersvorsorge mehr, kein Gold im Safe und keine großen Rücklagen. Wir wissen aber, dass das Steigerhaus zu uns kommen konnte, weil wir das eben einmal hatten. Wir waren in in der Vergangenheit in der Lage, Geld anzulegen und haben Zinsen begrüßt, spekuliert, Aktien und Optionen besessen und damit gehandelt. Wir wissen, dass dieses Geld aus dem System heraus entstanden ist. Ohne Zweifel: das System hat uns gedient und wir haben ihm gedient.


Unsere Haltung hat sich verändert. Wenn wir uns entwickeln, geht es nicht darum, die Vergangenheit zu beurteilen, sondern sich aus ihr zu ent-wickeln, zu sehen, was jetzt und für die Zukunft möglich ist. Das sehen wir als eine Chance - jeden Tag auf's Neue.


Unsere heutige Position zu Geld

Wir verstehen und schätzen Geld als Tauschmittel. Wir engagieren uns für ein neues Verhältnis zu Geld (was eigentlich das ursprüngliche Verhältnis war), für ein neues Geldsystem und für Transparenz.


Geld ist auf einer Seite eine grandiose Erfindung des Menschen. Andererseits ist es unnatürlich, vor allem, weil es nicht dem Lebensgesetz der Vergänglichkeit folgt. Vielmehr haben die Menschen Systeme erfunden (z.B. den Zinseszins und das Giral- oder Fiatgeld), in denen Geld sich ohne Zutun nur über die Zeit vermehrt oder bei Bedarf einfach in Büchern erschaffen wird. Es ist ein abstraktes System ohne innere Werte, das viele Vorteile zur Geldschöpfung bietet und gleichzeitig auf Zusammenbruch, alle 50-70 Jahre, programmiert ist. Es unterwandert die originäre Idee eines Tauschmittels. Henry Ford hat einmal gesagt: "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh." Weil wir (Jumana und Matthias) Spekulation mit dem Geld und den Zins als Gewinnmethode nicht mehr unterstützen, haben wir unser Geld auch nicht mehr angelegt, sondern in das Steigerhaus investiert. Das, was wir haben oder erhalten, fließt weiter oder liegt zinsfrei bei der GLS Bank und fördert damit Gemeinwohlprojekte.

 

Geld als Tauschmittel ist der gute und grandiose Teil der Erfindung. Geld wurde erschaffen, damit wir leichter mit Dingen und Dienstleistungen handeln können. So musste man nicht mehr eine Ziege physisch mit auf den Markt nehmen, wenn man etwas benötigte. Tauschen ist eine Frage der Anthropologie, eine Qualität, die uns als Menschen ausmacht.


Schenken als (neues) Modell

In diesem Sinne entwickeln wir ein neues Modell für Gemeinschaftwochen am Steigerhaus, in denen wir uns als Privatpersonen und das Steigerhaus als Ort den Menschen frei und ohne ein Leistungsversprechen oder den Anspruch auf eine bestimmte Leistung zur Verfügung stellen. Dafür beteiligen sich die Menschen an den durchlaufenden Kosten einer gemeinsamen Zeit und schenken uns darüber hinaus Mittel zum Erhalt des Steigerhauses.


Was das Steigerhaus für seinen Erhalt braucht

Das Steigerhaus zu erhalten bedarf vieler (handwerklicher) Tätigkeiten. Diese können wir als Betreiber einbringen oder Menschen hier am Ort mit ihrer eigenen Leistungskraft. Wir benötigen am Steigerhaus darüber hinaus auch Geld, als Mittel zur Abdeckung regelmäßiger Aufwendungen, die wir nicht durch Eigen- oder Fremdhilfe geldfrei gestalten können. Wir haben lernen müssen: mitten im Wald zu leben, ist im Vergleich zum Stadtleben alles andere als günstig und legen das gerne ohne Gewähr auf Vollständigkeit und Aktualität offen:

  • Grundsteuer: 550€
  • Müll: 90€
  • Hausratversicherung: 336€
  • Gebäudeversicherung mit Elementarschäden: 1.950€
  • PV-Anlagen-Versicherung: 160€
  • Trinkwasseraufbereitung und Proben: ca. 600€
  • Wartung der BestWater Filteranlage: ca. 180€
  • Wartung/Prüfung der Kläranlagen: ca. 450€
  • Wartung Holzvergaser: ca. 180€
  • Entsorgung Klärschlamm: (noch offen, erwartet ca. 100€)
  • Wartung Gastank: 100€

(weiter)

  • Gasverbrauch: ca. 1.000€
  • Holzverbrauch: ca. 1.200€ (sofern wir nicht selbst fällen)
  • Wartung Forstwerkzeuge: 80€
  • Schornsteinfeger: 282€
  • Forst-/Geländewagen (Sprit, Vers., Steuer):600€
  • Satelliteninternet: 600€
  • GEZ: 220
  • Pacht der Fläche für Wasserzisterne: 1.190€


Auch ohne eigentlich notwendige Abschreibungen haben wir damit am Steigerhaus einen fixen Geldbedarf von ca. 10.000€/Jahr.


Weil wir das oft gefragt werden und auch daraus kein Geheimnis machen: Der Kaufpreis des Steigerhauses lag bei rund 390.000€ inkl. NK. und es sind seit unserem Kauf bis Ende 2023 noch einmal rund 130.000€ in notwendige technische Installationen (z.B. die Stromautarkie, Wasseraufbereitung und -klärung sowie neue Heizanlagen), Reparaturen, Beratungen, Umbauten und Renovierungen geflossen, davon alleine in 2023 32.000€.


Was jedes Treffen in einem solchen neuen Modell braucht

Damit meinen wir zunächst die Prozesskosten, also alle durchlaufenden Posten, die nur dann entstehen, wenn Menschen sich hier treffen und miteinander sind.

Dazu gehören z.B.:

  • Erhöhte Heizkosten mit mehr Holz- und ggfs. Gasverbrauch
  • Erhöhter Gasverbrauch in der Küche
  • Nahrungsmittel. Wir legen Wert auf eine vollständig pflanzliche Ernährung in Bio-Qualität und nutzen dazu auch unsere Mitgliedschaft in der solidarischen Landwirtschaft.
  • Reinigung der Wäsche
  • Verbrauchs- und Verschleißmittel
  • zusätzliche Müllentsorgung


Sonderfall externer Dienstleister

Meistens kochen wir selbst, schon weil das gemeinsame Zubereiten gesunder Nahrung ein wunderbarer Prozess ist. Wenn wir aber ein volles Programm erwarten oder die Gruppe größer ist, braucht es z.B. für das Kochen externe Kräfte. Gute Köche und Köchinnen ,mit Erfahrung in veganer Kochkunst und einem Bioqualitätsanspruch, berechnen für ihre Leistung inkl. Nahrungsmittel etwa 40 bis 50€ pro Tag und Person. Wir prüfen für jede Veranstaltung, ob wir das möchten, brauchen oder die Teilnehmenden das überhaupt aufbringen können. Ebenso kann es sein, dass andere kostenpflichtige Leistungen gewünscht oder gebraucht werden. So das für der Fall ist, stellen solche externen Kräfte ihre Leistungen den Menschen separat als Dienstleistung eigenständig in Rechnung.


Was wir, Jumana und Matthias, in diesem Modell brauchen

Wir benötigen die Mittel zum Erhalt des Steigerhauses und unserer freiwilligen Beiträge bei der Gestaltung der Veranstaltungen. Diese müssen, zumindest teilweise, auch in Form von Geld erfolgen, welches wir wiederum im Tausch für unseren Lebensbedarf und den unserer noch jugendlichen Kinder einsetzen.


Wir reduzieren dazu unsere eigenen materiellen Bedürfnisse stetig weiter und bauen die Möglichkeiten am Steigerhaus aus. Unser Ziel ist, dieses Minimum an Bedarf und das, womit wir beschenkt werden, in ein Gleichgewicht zu bringen. Wir betreiben das Steigerhaus nicht zur Gewinnerzielung. Auch erwarten wir keinen Beitrag der Menschen am Steigerhaus sondern basieren auch da alles auf Freiwilligkeit. Bis in diesem neuen Modell ein Gleichgewicht erreicht ist, betreiben wir wie oben erwähnt für ausgewählte Angebote auch das bekannte Modell des Leistungsaustausches parallel. Für dieses Privileg der Buchung klassischer Seminare durch externe Kunden sind wir sehr dankbar. Auf Dauer möchten und können wir dieses doppelte Engagement allerdings nicht leisten.


Einfach ausgedrückt:

Wir leben für das Steigerhaus und eines Tages auch davon.

Das Steigerhaus und das Geld in der Praxis


Der Beitrag der Menschen, die in einem solchen neuen Modell z.B. für unserer Gemeinschaftswochen oder für Netzwerktreffen zu uns ans Steigerhaus kommen, kann also durch einen freiwilligen Mix aus Geld als Tauschmittel und eines eigenen physischen Beitrages erfolgen.


Im Herzen streben wir dazu eine Gemeinwohl-Wirtschaft und Elemente der Schenk- und Tauschökonomie an. Der Weg dorthin ist noch unklar. Bis dahin ist das unser konkretes Modell für die Gemeinwohlveranstaltungen (Gemeinschaftswoche und Netzwerktreffen):


  • Die Teilnehmenden bringen sich mit einem tatkräftigen Beitrag ein (Dauer je nach Art des Treffens, im Gemeinschafts-Lab z.B. max 2 Stunden/Tag und in den Mitmachtagen  5-6 Stunden/Tag). In diesem miteinander Wirken behandeln wir uns als kreative und vielfältige Menschen, die gemeinsam und frei etwas gestalten, statt als Objekte zur Arbeitserledigung. Das gemeinsame Tun ist also elementarer Teil unseres bewussten Gemeinschaftsprozesses.
  • Hinzu kommt eine Schenkung nach Deinen Möglichkeiten:
  1. Gruppe der reinen Umlagendeckung: Ein Beitrag in Euro als Umlage für bio-vegane Vollverpflegung und durchlaufende Aufwendungen wie Gas, Holz, Strom, Wasser, Wäsche und weitere Mittel, welche wir explizit für ein Treffen bereitstellen. Dieser Beitrag wird für jedes Treffen neu kalkuliert und auf der Anmeldeseite ausgewiesen
  2. Gruppe der finanziell Schenkenden: Jeder Betrag oberhalb der Umlagendeckung, so Du den Erhalt dieses Platzes und unseren Beitrag weiter unterstützen möchtest und kannst. Schenkende sind darüber hinaus die Grundlage, mehr Menschen der nachfolgenden Gruppe den Zugang zu ermöglichen.
  3. Gruppe der finanziell Eingeschränkten: Jeder Betrag unterhalb der Umlagendeckung, wenn dieser nicht möglich ist. Viele Menschen geben viel und haben trotzdem wenig Geld. Es sollen jedoch möglichst alle kommen können, die sich gerufen fühlen und einbringen möchten.


Wenn Dich das Thema interessiert oder Du Fragen hast melde Dich gerne bei uns über die unten stehende Email-Adresse.

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